Adoration

Kramer Fine Art, 23.03.2012 – 27.04.2012

Die Gemälde der Malerin Malgorzata Neubart verwandeln den Galerieraum in ein Kabinett kontemplativer Porträtmalerei. Darin versammeln sich auf Holz oder Leinwand gemalte individuelle Porträts von Menschen und Porträts von Landschaften. Die Künstlerin ist aber nicht allein an der sichtbaren Wirklichkeit ihres Sujets interessiert, sondern sie gibt in ihren Arbeiten einer transzendenten Realität Ausdruck, der sie mit großer Sensibilität nachspürt. Gefühlsebene und äußeres Erscheinungsbild der Porträtierten verbinden sich und werden fassbar.

Malgrund und Maltechnik sollen von Anfang an mit der Vision der Künstlerin von der entstehenden Arbeit korrespondieren. Es ist Neubarts Ziel damit (…)die Stimmung zu verdichten und atmosphärisch zu einem Zustand der Ruhe und Harmonie aufzuladen.“ (Malgorzata Neubart, Metaphysisches Labor, Texte zum eigenen künstlerischen Schaffen, Hamburg 2010).

Zum Beispiel sehen wir in dem kleinformatigen Bild „Mona“ das Bildnis der Schwester der Künstlerin in Öl auf Holz. Mona wendet sich dem Betrachter en face zu und ihr elfenbeinfarbenes Gesicht lässt sie zerbrechlich aussehen; der erhobene Kopf aber spricht für eine sensible, trotzdem ausgeprägte Selbstgewissheit. Die Augen sind gesamt in sehr lichtem Hellblau gemalt und wir fühlen uns sofort von ihrem nicht klar fassbaren Blick gemustert. Beim Betrachter stellt sich ein Moment träumerischen Abdriftens ein, weil Monas Blick so undefiniert, aber fesselnd ist. Ihre Schönheit ist überirdisch und faszinierend, aber auch ein bisschen irritierend.

Die gesamte Komposition und die Ikonographie der Dinge geben Hinweise auf künstlerische Vorbilder früherer Epochen. Dazu passen der hölzerne Malgrund und der feinmalerische Farbauftrag, genau wie der Haarschmuck und das Liliengewächs im blauen Bildhintergrund, um nur einige Elemente zu nennen. Es drängen sich sogar, unter anderen, Vergleiche zu religiösen Bildnissen auf. Dennoch ist ganz unverkennbar, dass dieses Porträt aus unserer Gegenwart stammt.

Monas Geheimnis, wie das aller von Malgorzata Neubart Porträtierten Menschen und Landschaften, bleibt gerade wegen dieser Art der Darstellung wie ein Schatz unter einem poetischen Schleier verborgen. Wir bekommen viele Hinweise, aber die Künstlerin lässt dem Betrachter großzügig Raum für seine eigenen Interpretationen und Empfindungen; aber auch eine Idee davon, wie wir uns Mona vorzustellen haben. Ist Mona wirklich der Name der Schwester der Künstlerin? Oder verbirgt sich hinter dem Titel ein Hinweis auf „Mona Lisa“, oder „Madonna“? Zumindest würde der Name Mona gut zu ihr passen.

Malgorzata Neubart wurde 1977 in Warschau geboren. Sie absolvierte ein Studium der Grafik mit Auszeichnung an der Europäischen Akademie der bildenden Künste in Warschau, bevor sie an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Norbert Schwontkowski Malerei studierte. Zurzeit hält sich die Künstlerin, deren Lebensmittelpunkt Hamburg ist, für ein Residenz-Stipendium in Northeim auf.

Text: Sandra Kramer, Februar 2012