Ein Pferd frisst keinen Gurkensalat, Städtische Galerie Delmenhorst, Haus Coburg 2009

Auszug aus einem Gespräch zwischen Norbert Schwontkowski
und Michael Diers

[Diers Jetzt zu Malgorzata Neubarth.]

Schwontkowski Malgorzata Neubarth ist seit einiger Zeit in meiner Klasse, sie macht dort vielleicht die schönste Arbeit. Sie hat sich in Delmenhorst den bescheidensten Ort gewählt, im Treppenhaus, eine Art Nische, in die sie kleine Bilder reinhängen wird. Malgorzata malt hauptsächlich im Kleinformat. Ich sage immer – aber das kann man wahrscheinlich nicht drucken –, sie kann die Aura von Strumpfhosen malen, wenn du das verstehst … Im Grunde ist sie eine total sakrale Malerin, sie malt in letzter Zeit sehr viele an Ikonen erinnernde Porträts, geht glaube ich auch von dem Begriff der alten Kirchenmalerei aus.

Diers Hat das etwas mit ihrer Herkunft zu tun? Woher kommt sie?

Schwontkowski Aus Polen kommt sie, aus Warschau. Und sie ist auch die meiste Zeit in Warschau, wenn sie nicht in Hamburg ist.

Diers “Aura von Strumpfhosen”, da schwebt mir Feinmalerei mit Perlmuttglanz vor.

Schwontkowski Ja, so etwas ist es auch. Das sind sehr verschiedene Dinge, darunter auch Triviales, Alltagssituationen, eigene Erlebnisse usf., und dann aber ist da auch immer irgendetwas Spirituelles, Sinnlich-Überhöhtes in fast in allen ihren Bildern. Sie ist eine der wenigen, von denen ich selber auch ein Bild gekauft habe, ein kleines Bild, auf Pappe gemalt, ein Portrait von irgendetwas, das mich absolut ergreift, wenn ich es sehe.

Diers Und hat das auch etwas mit religiöser Malerei zu tun? Das ist die Einzige, wo du jetzt einen Überbau am Werk siehst …

Schwontkowski Das hat möglicherweise nur etwas mit der Erinnerung oder mit der Leere oder mit irgendetwas Verinnerlichtem zu tun. Ich glaube gar nicht, dass sie religiös ist.

Diers Aber sie kann sich ja vielleicht an eine Tradition erinnern, an die sie anknüpft, die sie variiert …

Schwontkowski Ja, sie hat da irgendetwas gefunden, aber Polen ist nicht unbedingt das Land der Ikonen, die Schwarze Madonna kommt auch aus dem Kaukasus.

Diers Aber es gibt natürlich zahlreiche Madonnen-Ikonen in den polnischen Kirchen …

Schwontkowski Ich weiss es wirklich nicht so genau. Komischerweise habe ich immer gedacht, dass die Ikonen eher im oströmischen Bereich beheimatet sind.

veröffentlicht im Katalog zur Ausstellung