En face

Interview mit Elena Winkel

Malgorzata Neubart, die Figuren, die Sie malen, wirken entrückt. Entweder ist ihr Blick nach innen gekehrt oder sie blicken unverwandt aus dem Bild heraus aber durch uns hindurch. In welcher Welt leben sie?

Außerhalb der Welt. Der entrückte und monologische Blick stammt aus der Ikonenmalerei, an der ich in den letzten Jahren ein starkes Interesse entwickelt habe. Diesen Blick möchte ich meinen Portraits verleihen. Ich verwende ihn als wesentliches Ausdruckmittel und Element meiner Malerei um eine besondere Form der Konfrontation mit dem Gegenüber entstehen zu lassen.

Beinahe empfindet man Skrupel, diesen Personen in einem sehr intimen Moment so nah zu kommen, gleichzeitig sind sie so tief in sich versunken, dass ihre Unnahbarkeit etwas sehr Anziehendes, Unverfälschtes hat.

Ja, das stimmt. Meine Malerei ist von sehr persönlicher Natur. Ich verstehe sie im Sinne eines echten inneren Erlebnisses und dessen Transformation. Ich möchte aber dabei nicht zu viel preisgeben. Man sollte nicht versuchen, alles in Worte zu fassen.

Bezieht sich das innere Erlebnis also auf die Annäherung an eine Person, die Sie darstellen oder erschaffen?

Wenn ich male, steht für mich Sensibilität im Vordergrund. Kreativität interessiert mich nicht so sehr wie der künstlerische Prozess selbst. Ich habe eine Vision, ausgehend von ihr versuche ich auf malerische Weise möglichst viele realistische Elemente auf eine andere Ebene zu transportieren.

Veröffentlicht im Katalog zur Ausstellung “Index 10″, Kunsthaus Hamburg 2010